Die Kakteen-Familie (Cactaceae) ist vor allem auf dem amerikanischen Kontinent beschränkt und umfasst mehr als 1800 Arten. Die am stärksten besiedelten Gebiete sind die Andenregion, Mittelamerika, Mexiko und Brasilien, wo Kakteen ein breites Spektrum an trockenen Habitaten besiedeln. Einige Arten kommen auch bis in die kühlen und gemässigten Regionen z.B. in Patagonien und Kanada vor.
In Europa sind die Kakteenarten die wildwachsend anzutreffen sind vor allem in der Mittelmeerregion verbreitet und meist vorsätzlich ausgewildert worden. In manchen Fällen sind diese „Verwilderungen“ aber auch durch ungewollte und unkontrollierte Verbreitungen erfolgt. Bis zum 19. Jahrhundert war der dominierende Weg der Einführung für Kakteen in Europa die gezielte Pflanzung von Bauern aus wirtschaftlichen Gründen. Zum Beispiel wurde Opuntia ficus-indica grossflächig in der Mittelmeerregion wegen ihrer essbaren Früchte oder für die Produktion von Viehfutter gepflanzt. In den letzten Jahrzehnten hat sich auch das bewusste Pflanzen in freier Wildbahn von Kakteen-Enthusiasten aus dekorativen Gründen etabliert. Einmal gepflanzt, produzieren Kakteen Samen welche von Vögeln und kleinen Säugetieren und sogar von Eidechsen und Wildschweinen gegessen werden. Dies trägt zur Etablierung der Kakteen in Europa bei. Invasive Kakteen können zu Problemen für die lokale Flora und Fauna führen, wenn Lebensräume wie felsige Vegetation und offenes und trockenes Grasland besiedelt werden. Einige Klimawandelszenarien prognostizieren für den Mittelmeerraum einen erheblichen Rückgang der Niederschläge und eine Zunahme von bis zu 5°C der jährlichen Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100. Da Kakteen Trockenheitsresistent und tolerant gegenüber hohen Temperaturen sind, ist zu erwarten, dass der Klimawandel die Etablierung von Kakteen in Europa begünstigen könnte.
Die Liste der Arten, welche in Europa gefunden wurden, sind aus verschiedenen Quellen (Checklisten, Datenbanken, Foren, Atlanten) für Nord-, West-, Zentral-und Südeuropa zusammengestellt worden. Diese Liste enthält insgesamt 26 Arten. Alle von ihnen siedeln auf trockenen, offenen Böden, welche auf sauren kieselsäurehaltigen, schotterigem Untergrund beschränkt sind und vor allem im Mittelmeerraum auftreten. Mit Abstand am stärksten vertreten ist die Gattung Opuntia mit 20 Arten. Die am weitesten verbreitete Art ist Opuntia humifusa (6 Länder), gefolgt von O. ficus-indica und O. maxima (5 Länder). Die meisten Arten sind selten oder nur lokal etabliert (28 vereinzelte,13 lokale und 17 Invasive Vorkommen). Die Zahl der Invasiv vertretenen Pflanzen erhöhte sich in einem Zeitraum von 50 Jahren von drei (1801-1851) auf neun (1951-2000).
Die nachstehende Tabelle zeigt die 26 Kakteenarten mit ihrem Etablierungsstatus und in welchen Ländern sie anzutreffen sind:
Kakteen Arten |
Vereinzeltes Auftreten |
Lokal etabliert |
Weitgehend etabliert |
Austrocylindropuntia cylindrica |
IT |
||
Cereus peruvianus |
ES |
FR |
|
Cereus triangularis |
ES |
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Cylindropuntia imbricata |
ES |
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Cylindropuntia spinosior |
ES |
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Hylocereus undatus |
ES |
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Opuntia ammophila |
ES |
||
Opuntia bernichiana |
ES |
||
Opuntia caespitosa |
FR |
||
Opuntia crassa |
FR |
||
Opuntia dejecta |
IT |
||
Opuntia dillenii |
IT, PT |
ES |
|
Opuntia engelmannii |
ES |
||
Opuntia ficus-indica |
ES, FR, HR, IT, PT |
||
Opuntia huajuapensis |
ES |
||
Opuntia humifusa |
HR, DE, ES |
CH, FR, IT |
|
Opuntia imbricata |
CH, FR |
ES |
|
Opuntia maxima |
IT |
ES, FR, HR, PT |
|
Opuntia microdasys |
FR, PT |
ES |
|
Opuntia monacantha |
CZ, DE, ES |
FR |
|
Opuntia phaeacantha |
AT, ES |
IT |
|
Opuntia robusta |
IT |
||
Opuntia rosea |
ES |
||
Opuntia stricta |
PT |
ES, FR, IT |
|
Opuntia subulata |
PT |
ES, FR |
IT |
Opuntia tuna |
FR, IT |
ES |
Essl F, Kobler J (2008) Spiny invaders – Patterns and determinants of cacti invasion in Europe. Flora 204, 485-494. (11.03.2013) eigene Übersetzung
Die grösste Dichte von winterharten Kakteen in der Schweiz gibt es im Wallis nahe der Stadt Sion. Felsige Südhänge und geringe Jahresniederschläge machen es den Kakteen möglich sich gegen die einheimische Flora zu behaupten.